
Musik während der Asana-Praxis –
Ein No-Go?
Verfasst: Moritz Ulrich | Lesedauer: 4 Minuten | zuletzt bearbeitet: 10.12.2025
Ein Thema, das die Yogawelt spaltet:
Immer wieder taucht in der Yogaszene dieselbe Frage auf:
„Darf man während der Asana-Praxis Musik abspielen?“
Es ist ein Thema, das Diskussionen auslöst – online und offline. Manche nennen Musik im Yoga untraditionell. Andere empfinden sie als inspirierend und unterstützend. Doch was sagt die Tradition wirklich? Und wie gehen wir als moderne Yogalehrende heute damit um?
In diesem Beitrag beleuchten wir:
- Traditionelle Hintergründe zu Klang & Yoga
- Warum Asana + Musik historisch weder verboten noch
belegt ist - Warum das Denken in „richtig“ und „falsch“ wenig hilft
- Praktische Tipps für die ideale Yoga-Playlist
- Wie Musik sinnvoll eingesetzt werden kann, ohne
ablenkend zu wirken

Das Wichtigste in Kürze – die 3 zentralen Punkte
- Nachhaltigkeit als gelebte Praxis: Peace Yoga Berlin versteht Umweltbewusstsein als ehrliche Haltung – Entscheidungen orientieren sich an Achtsamkeit, Verantwortung und den realen Bedingungen des Studioalltags statt an perfektionistischen Erwartungen.
- Bewusste Wahl statt grüner Etiketten: Reinigungsmittel, Studioprodukte, Kokoswasser oder Yogamatten werden nicht pauschal bewertet, sondern hinsichtlich Herkunft, Haltbarkeit, Ressourcen und tatsächlichem Nutzen reflektiert – Pragmatismus statt Ideologie.
- Achtsamkeit über die Matte hinaus: Reisen, Konsum und Unterricht werden mit Mitgefühl statt Moral betrachtet – Nachhaltigkeit wird zum yogischen Weg, der Reflexion, Verbundenheit und Wachstum ohne Scham oder Schwarz-Weiß-Denken ermöglicht.
Musik im Yoga – traditionell oder modern?
Nada Yoga: Die yogische Praxis des Klangs
In vielen Traditionen spielt Klang seit jeher eine wichtige Rolle.
Der sogenannte Nada Yoga sieht den Weg zur Erkenntnis über:
- Schwingung
- Vibration
- äußere und innere Klänge
Der Begriff Anahata Nada beschreibt den ewigen, ungeschlagenen Klang, der immer existiert – eine Metapher für Erleuchtung und tiefe innere Wahrnehmung.

Doch wichtig ist:
Nada Yoga meint nicht automatisch Musik während der Asanas. Nada Yogis arbeiten oft gar nicht mit Asanas, sondern mit Klang als spiritueller Praxis.
Musik in der indischen Yogatradition
Auch unabhängig vom Nada Yoga spielt Klang im Yoga seit jeher eine zentrale Rolle:
- Singen von Mantras
- Rezitation vedischer Texte
- traditionelle indische Musik
Klänge transportieren Wissen, begleiten Rituale und schaffen Struktur.
Aber: Historische Belege für Asana-Praxis mit Musik gibt es nicht. Ebenso wenig Belege, dass man keine Musik abspielen darf.
Es existiert also kein „traditionelles Verbot“.
Asana-Sequenzen sind selbst eine moderne Entwicklung
Die moderne Form von Vinyasa-Flow – also:
- fließende Sequenzen
- synchronisiert mit dem Atem
- dynamische Asana-Abfolgen
… ist historisch gesehen sehr jung. Asana-Praxis war tausende Jahre lang kaum mit der heutigen Form vergleichbar. Daher ist es schwierig, eine Tradition als Maßstab heranzuziehen, die es in dieser Form damals gar nicht gab.
Moderne Praxis braucht moderne Fragen – und flexible Antworten.

Tradition oder Moderne? Warum „richtig vs. falsch“ nicht weiterhilft
Viele Diskussionen entstehen aus dem Wunsch nach Klarheit: „Ist es erlaubt?“ – „Ist es traditionell?“ – „Ist es falsch?“
Doch:
- Traditionen haben sich ständig weiterentwickelt
- Unterschiedliche Linien haben unterschiedliche Sichtweisen
- Geografie, Zeitgeist, Lehrerpersönlichkeiten – all das formt Praxis
Yoga ist ein lebendiger Weg – kein starres Regelwerk.
Statt in Schwarz-Weiß zu denken, können wir offen damit umgehen:
- Manche üben lieber in Stille
- Andere mit Musik
- Viele mögen beides, je nach Stimmung und Unterrichtsform

Musik als Unterstützung der Praxis – nicht als Ablenkung
Musik kann bei einem Yoga Kurs die Sinne öffnen, den Atem unterstützen oder eine emotionale Qualität verstärken. Stille wiederum kann die Wahrnehmung schärfen und innere Klänge hörbar machen. Beides hat Vorteile.
Das Problem entsteht nur hier:
- Wenn Musik ablenkt, statt zu unterstützen.
- Wenn sie nur Hintergrundgeplänkel ist.
- Wenn sie nicht bewusst gewählt wird.
Darum gilt: Musik im Yoga ist kein No-Go – aber sie sollte achtsam eingesetzt werden.
Wie man eine wirklich gute Yoga-Playlist erstellt
Eine Playlist sollte niemals zufällig sein. Sie sollte die Praxis begleiten, tragen und unterstützen. Hier sind Kriterien, die du für jeden Track überprüfen kannst:
Warum ist dieser Song da?
- Unterstützt er die Intention der Stunde?
- Passt der Text zur Praxis – oder stört er?
- Erzeugt der Song die gewünschte Stimmung?
Rhythmus & Atem
- Ist der Beat zu schnell?
- Fördert er Ruhe oder Energie – je nach Phase der Klasse?
Instrumente & Klangwelten
- Unterstützen sie Erdung, Weite, Energie, Zentrierung?
- Helfen sie, das Thema der Stunde zu verstärken?


Chakras & Elemente
Wenn eine Stunde thematisch ausgerichtet ist:
- Feuer → energetische Musik
- Erde → ruhige, tiefe Sounds
- Herzraum → offene, weiche Klangflächen
Inspiration nutzen
Es ist völlig in Ordnung, Playlists von anderen zu nutzen oder sich inspirieren zu lassen.
Moritz Ulrich sagt sogar ausdrücklich:
„Nehmt ruhig meine Playlists – dafür sind sie da.“
Copy-Paste ist kein Problem – solange wir bewusst damit umgehen und wissen, was wir da teilen oder weitergeben.
Fazit: Musik in der Asana-Praxis – Ja oder Nein?
Aus dieser Perspektive wird klar:
❌ Es gibt kein traditionelles Verbot.
❌ Es gibt keine historische Pflicht zur Stille.
❌ Es gibt kein universelles No-Go.
Stattdessen gilt:
✔️ Musik kann inspirieren
✔️ Musik kann tragen
✔️ Musik kann Teil moderner Yogapraxis sein
✔️ Stille bleibt weiterhin wertvoll
✔️ Beides kann koexistieren
✔️ Die Entscheidung darf situativ und individuell sein

Wichtig ist die Bewusstheit hinter der Entscheidung – nicht das Dogma.
Musik ist weder „falsch“ noch „un-yogisch“. Sie ist ein Werkzeug, das wir achtsam und sinnvoll einsetzen können.