Wie viel Nähe im Yoga-Unterricht ist erlaubt?
Verfasst: Moritz Ulrich | Lesedauer: 3 Minuten | zuletzt bearbeitet: 10.09.2025
Yoga schafft Verbindung – zu uns selbst und zu anderen. Für viele Lehrende ist es ein Geschenk, eine vertrauensvolle Gemeinschaft aufzubauen. Gespräche nach der Stunde, gemeinsames Kaffeetrinken oder das Teilen privater Erfahrungen können bereichernd sein. Doch wo endet wohltuende Nähe – und wo beginnt eine Grenzverwischung, die Rollen, Verantwortung und Klarheit gefährdet?
Genau diese Frage begleitet viele Yogalehrende: Wie viel Nähe ist im Yoga-Unterricht erlaubt, sinnvoll und gesund – für beide Seiten?
Das Wichtigste in Kürze – Nähe im Yoga-Unterricht
- Nähe ist wertvoll, aber nicht grenzenlos: Vertrauen, Satsang und Gemeinschaft gehören zum Yoga – doch Nähe muss reflektiert und bewusst gestaltet werden.
- Grenzen schützen alle Beteiligten: Lehrende tragen die Verantwortung, Rollen klar zu halten und Abhängigkeiten oder Projektionen vorzubeugen.
- Authentische Verbindung statt Verfügbarkeit: Authentizität heißt nicht „alles teilen“ oder „immer da sein“, sondern klar und bewusst in der Lehrer*innen-Rolle präsent bleiben.

Nähe im Yoga-Unterricht: Geschenk und Risiko
Vielleicht hast du es schon erlebt: Du unterrichtest seit einiger Zeit Yoga, baust dir eine kleine Community auf, kennst viele deiner Schülerinnen beim Namen – und plötzlich wird aus deinem Unterrichtsraum etwas mehr. Persönliche Gespräche werden häufiger, irgendwann folgt vielleicht auch ein gemeinsames Kaffeetrinken. Und ehe du dich versiehst, verschwimmen die Grenzen zwischen Lehrerinnenrolle und Freundschaft.
Das kann schön und bereichernd sein, gleichzeitig aber auch herausfordernd. Nähe kann Vertrauen schaffen und Verbindung stärken – sie kann aber auch in Projektionen, Abhängigkeiten oder Missverständnisse führen.
Warum Nähe im Yoga wichtig ist – und wo ihre Grenzen liegen
Yoga ist ein Weg der Verbindung. Gemeinschaft (Satsang) und echtes Gesehenwerden sind wertvoll für die Praxis. Doch jede Nähe bringt auch Risiken mit sich:
- Schülerinnen projizieren Rollen wie „Retterin“ oder „Heiler*in“ auf Lehrende.
- Freundschaftliche Bande können zu Verwirrung oder Machtgefällen führen.
- Zu viel Privates kann den geschützten Raum der Lehrerinnen-Schülerinnen-Beziehung stören.

Verantwortung der Lehrenden: Grenzen setzen
Nähe braucht Führung. Gerade Lehrende tragen Verantwortung, Rollen klar zu halten und Grenzen liebevoll, aber deutlich zu ziehen. Das kann bedeuten:
- Gespräche auf Yoga-Themen beschränken.
- Bei persönlichen Krisen an Fachleute verweisen.
- Privaten Austausch bewusst reduzieren, um die Klarheit der Rolle zu bewahren.
Ein Nein oder eine Abgrenzung ist nicht lieblos – im Gegenteil: Es schützt beide Seiten.
Spirituelle Dimension der Lehrerinnen-Schülerinnen-Beziehung
In der Yoga-Tradition ist dieses Verhältnis etwas Kostbares. Nicht als hierarchisches Gefälle gedacht, sondern als Vertrauensraum, in dem Lernen und Transformation möglich sind. Zu viel Alltägliches und private Details können diesen besonderen Raum stören und die Tiefe verwässern.

Authentizität: Zwischen Rolle und Privatperson
Viele fragen sich: Muss ich als Lehrperson immer alles von mir zeigen, um „authentisch“ zu sein? Die Antwort: Nein.
Authentizität bedeutet, bewusst die Rolle einzunehmen, die im Yoga-Kontext sinnvoll ist – nicht grenzenlose Verfügbarkeit. Lehrende dürfen privat sein, ohne unnahbar zu wirken.
Nähe und Ego
Von Schüler*innen gemocht oder gar bewundert zu werden, fühlt sich gut an. Doch genau hier ist Achtsamkeit gefragt:
- Unterstütze ich gerade wirklich den Yoga-Weg der anderen?
- Oder nähre ich mein eigenes Ego?
Klarheit bedeutet, sich immer wieder bewusst zurückzunehmen – und die Verantwortung nicht aus der Hand zu geben.
Reflexionsfragen für Lehrende
- Wo lasse ich Nähe zu, weil ich mich danach sehne – nicht, weil sie dienlich ist?
- Wo vermeide ich Nähe aus Angst vor echter Verbindung?
- Was brauchen meine Schüler*innen wirklich – und was projiziere ich in sie hinein?
- Wie halte ich Raum, ohne mich darin zu verlieren?

Fazit: Nähe im Yoga als Übungsfeld
Nähe im Yoga-Kurs ist weder nur Geschenk noch nur Gefahr. Sie ist ein Übungsfeld – für Klarheit, für bewusste Kommunikation, für den achtsamen Umgang mit Verantwortung. Wer Nähe reflektiert gestaltet, schafft Vertrauen und Verbindung, ohne Rollen und Grenzen aufzugeben.
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