Zurück zu den Wurzeln

 

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Zurück zu den Wurzeln

viśokā vā jyotiṣmati

Die Konzentration auf das Göttliche führt zu Leichtigkeit und Selbstbewusstsein.


Patanjalis Yoga Sutra I.36

Die Yoga Sutras sind extrem kompakt. Jedes Sutra (übersetzt als Pfad), verfasst in der kraftvollen Sprache Sanskrit hat immer nur so viele Worte wie wirklich nötig und vermittelt tiefgreifende Bedeutungen, welche einen meistens umfassenden Kommentar benötigen.

Das oben genannte Sutra bezieht sich auf den Zustand viśokā, ein sorgenloser, kummerloser Zustand, welcher durch die Konzentration auf das Göttliche erreicht wird.
Viśokā kann als Zustand verstanden werden, in welchem sich der Geist nicht auf von Tag zu Tag oder von Moment zu Moment ändernde Situationen fokussiert, welche oft Angst, Bedauern und anderen Kummer auslösen. Die Konzentration auf das Unveränderliche, den immer präsenten göttlichen Zustand hingegen produziert bemerkenswerte Ergebnisse. Ein spiritueller Aspirant oder Yogi strebt nach Ergebnissen wie einem tiefen Zustand von Frieden, Zufriedenheit, einer Leichtigkeit des Seins und Bewusstsein dafür, dass es etwas sinnvolles gibt, in das wir tiefer eintauchen können. Dieser Zustand der Leichtigkeit ist förderlich für spirituelles Wachstum und Wissen.

Für einen Yogi ist es bedeutsam sich auf das richtige Objekt zu fokussieren, denn über die Zeit wird er oder sie die Qualitäten dieses Objekts entwickeln. Viele Yogis haben uns davor gewarnt wählerisch zu sein mit den Dingen auf die wir uns konzentrieren und mit den Menschen mit denen wir unsere Zeit verbringen. Shyamdas hat oft die Bedeutung von Satsang betont, was bedeutet mit guter Gesellschaft Zeit zu verbringen. Gute Verbindungen sind ein Schlüsselelement für spirituelles Wachstum. Alles was Menschen in einer aufbauenden Weise zusammenbringt, um Besinnung zu fördern, kann helfen uns zu diesem Pfad zu führen.

Göttliche Dinge sind selten kompliziert. Dinge wie Leidenschaft, Mitgefühl für Andere, unser Atem, das Wertschätzen eines Sonnenunterganges oder eines schattenspendenden Baumes sind alles simple Dinge, die oft für selbstverständlich gehalten werden. Die Natur ist oft voll mit Dingen, die wir wertschätzen können; mit allem was zu einer göttlichen Erfahrung beiträgt.

Der menschliche Geist ist jedoch fähig auch mit heruasfordernden Schwierigkeiten zu recht zu kommen! Mit dem richtigen Anreiz kann der Geist trainiert werden sich wieder auf die simplen Dinge zu fokussieren. Bei der Yogapraxis ist ein unmittelbarer Sinn für das Hier und Jetzt der Anreiz. Manche Asanas scheinen sehr kompliziert, hauptsächlich weil wir so sehen.Wenn wir sie in ihre elementaren Bestandteile oder in eine einfache Sequenz herunterbrechen, sind wir oft über unseren schnellen Fortschritt überrascht.

Im Jivamukti Yoga wird asana als “Sitz” oder Verbindung zur Erde definiert. Göttlichkeit entsteht dadurch, dass du deine wahre Verbindung zur Erde realisierst. Durch eine regelmäßige Praxis erkennen wir, dass es sich nicht nur um körperliche Veränderungen handelt, sondern um unsere Beziehung zur Natur, zu Tieren und anderen menschlichen Wesen. Unsere vollständige Existenz besteht aus Beziehungen, somit ist es sinnvoll sich selbst zu fragen, ob diese Beziehungen göttlich sind oder eben nicht. Können wir uns auf die Göttlichkeit in allem und jedem um uns herum fokussieren? Es ist leichter gesagt als getan. Es ist sehr leicht Fehler in anderen zu finden und die Fehlbarkeiten in ihnen zu sehen. Wir wollen sie auf eine bestimmte Weise haben – unser Ideal von Perfektion! Wenn diese Person so oder so ähnlich wäre oder dieses oder jenes getan hätte, dann wäre ich glücklich.

Sharon Gannon erklärt in ihrem Buch ‘Yoga und Vegetarianism’, dass das Verlangen nach Glückseligkeit für uns selbst Gier genannt wird und das Patanjali Yogis bei ihrer Suche nach Erleuchtung empfiehlt ein simples Leben zu leben, welches auf Mäßigung anstatt exzessivem Konsum basiert. Sie zitiert das sehr simple aber kraftvolle Zitat von Mahatma Gandhi: “Lebe einfach, damit andere einfach leben können.” Die Yogapraxis ist voll von Möglichkeiten, um zurück zu den Wurzeln zu kehren. Durch die Wahl seine Bemühungen darauf zu richten was einfach ist, können wir erhellen was tiefgründig ist.

Original : Anonym

Übersetzung ins Deutsche: Ann – Kristin Reiff
Peace Yoga Berlin – Jivamukti Yoga School