05/17
Sei selbst der Wandel, den du in der Welt sehen möchtest
yad-yad ācarati śreṣṭhas / tad-tadevetaro janaḥ / sa yat pramāṇaḿ kurute / lokas-tad-anuvartate
Eine inspirierende Person geht immer mit guten Beispielen voran, die von anderen überall und immer befolgt werden.
Bhagavad Gita III.21
Die Straßen von Kalkutta waren gefährlich und schmutzig. Tausende waren mit Lepra, Cholera und anderen ansteckenden Krankheiten infiziert. In den überfüllten Krankenhäusern waren die Schwestern dazu gezwungen, todkranke Patienten zurück auf die von Kakerlaken verseuchten Straßen zu schicken. Eine Gruppe von Aktivist*innen, angeführt von Mutter Theresa, riskierte ihre eigene Gesundheit um die Armen und Kranken zu behandeln, obwohl nicht alle gerettet werden konnten. Warum widmete Mutter Theresa ihr Leben, um unter den erschütterlichsten Bedingungen für Menschen zu arbeiten, die nichts als Gegenleistung hatten? Sie antwortete darauf, indem sie sagte: „Ich sehe das Göttliche in jedem menschlichen Wesen. Wenn ich die Wunden eines Leprakranken wasche, fühle ich, dass ich Gott selbst umsorge. Ist das nicht eine wunderschöne Erfahrung?“
Die großen Anführer*innen der Welt – Mutter Theresa, Martin Luther King Jr, Mahatma Gandhi, Rosa Parks, der Dalai Lama, Malala Yousafazi – alle teilen die gleichen Eigenschaften. Sie waren ebenso klare Botschafter wie gute Zuhörer. Sie haben ein festes und stabiles Fundament, welches ihre standhafte Verpflichtung für ihr Anliegen widerspiegelt. Sie inspirieren und ermächtigen. Sie waren auch zuversichtlich, aufrichtig und scharfsichtig. Da ist aber außerdem noch eine andere Eigenschaft, die alle großen Anführer*innen haben, die vielleicht sogar alle anderen übertrifft – Demut.
Der Wirtschaftsphilosoph Jim Rohn sagt: „Demut ist fast ein gott-ähnliches Wort. Ein Gefühl von Ehrfurcht. Ein Gefühl von Verwunderung. Ein Bewusstsein für die menschliche Seele und den Geist. Demut ist das Gespür für die Entfernung zwischen uns und den Sternen, während man gleichzeitig spürt, dass wir Teil der Sterne sind.“ In anderen Worten, Demut bedeutet, sich selbst in anderen zu sehen; jedes Leben als heilig zu betrachten.
Das Wort Demut kommt aus dem Lateinischen humilis, was mit „geerdet“ oder „von dieser Erde“ übersetzt wird. Die Chandogya Upanishad lehrt tat twam asi oder „Du bist das“. Dieses mahavakya oder große Sprichwort bezieht sich auf die Idee, dass alles Brahman ist, dass das große Selbst und das individuelle Selbst ein und das gleiche sind. Wenn du Brahman bist und der Baum Brahman ist, dann sind du und der Baum eines. Der Yogi hat die Demut zu verstehen, dass sie das gleiche sind, so wie alles eins ist, was auf der Erde existiert. Die natürlichen Ressourcen dieser Erde ermöglichen Leben und deshalb ist es unsere Verantwortung, die Erde genauso stark zu unterstützen.
Gemäß den vedischen Schriften leben wir zurzeit im Kali Yuga – einer Ära des Konflikts und des Kampfes – und so sind große Anführer*innen und Vorbilder besonders notwendig. Wenn wir Frieden und Glück in der Welt sehen wollen, dann müssen wir das Leben leben, dass wir sehen wollen. Es gab eine Zeit, in der die Menschheit im Einklang mit der Natur gelebt hat. Wir haben von der Erde nur genommen, was für unser Überleben notwendig war. Jetzt töten Menschen jedes Jahr Milliarden Tiere und zerstören Millionen Hektar Land. Wir führen Kriege über die natürlichen Ressourcen und die Erde kann dies nicht länger aushalten. So viel von den Ressourcen der Erde zu nehmen, wie wir wollen, war einst eine Idee von Fortschritt. Doch stattdessen haben wir uns zurückentwickelt und dabei Unglück von Milliarden Menschen, Tieren und Pflanzen verursacht.
Ein großer Yogi bietet Stärke für andere an, damit auch sie lernen können, stabil und freudvoll zu sein. Demut erlaubt dem Yogi, selbst der Wandel zu sein, den er oder sie in der Welt sehen möchte. Wir können erwägen, in einer anderen Art und Weise Fortschritte zu machen, die uns hilft, unser höheres Bewusstsein wiederzuentdecken und zu erkennen, dass wir das gleiche wie die Sterne sind und genauso hell leuchten. Wir können auch mit gutem Beispiel vorangehen, um Maßstäbe zu setzen, die von anderen auf der Welt nachgeahmt werden können.
Original im Englischen: Original im Englischen: April Dechagas
Peace Yoga Berlin – Jivamukti Yoga School