Mutterliebe

05/16

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Mutterliebe

Om sarva mangala-mangalye shive-sarvatha-sadhike
sharanye-tryambake gauri Narayani namo´stu te

Ich verbeuge mich vor der dreiäugigen göttlichen
Mutter, Narayani, die absolutes Glück bringt und
das Verlangen nach Befreiung erfüllt. Durch ihren
Segen erlangt man wahre Erkenntnis. Sie ist die
Welt. Nur durch die Erfahrungen des Lebens kann
die Seele vollkommen werden. Ehre dieses
Geschenk, dein Leben und verbeuge dich vor der
Mutter Natur. – Durga Saptashati, Kapitel 11

Hindu- und Yogaphilosophie beschreiben deine Mutter als deinen ersten Lehrer und
guru – die Entstehung deines Lebens ist dieser guru. Jeder von uns hat eine
unterschiedliche Beziehung zu seine biologischen Mutter. Wahrscheinlich haben wir
Konflikte, Unstimmigkeiten und Missverständnisse mit unseren Eltern oder anderen
frühen Wegbegleitern in elterlichen Rollen erlebt. Einige dieser Konflikte sind bis heute
nicht aufgelöst. Lehrer begegnen uns in verschiedenen Formen und in ganz
verschiedenen Bereichen unseres Lebens. Die erste Lehrerin nach unserer Geburt ist
unsere Mutter, die Erde ist die Mutter der gesamten Schöpfung. Die Kraft der
Schöpfung anzuerkennen bedeutet alles Lebende als wertvoll anzusehen, nicht nur
menschliches Leben.

Der Planet Erde wird in der Hinduphilosophie häufig als Mutter, göttliche Mutter oder
Ma bezeichnet – sie ist der schöpferische Aspekt, der Luft, Wasser und Nahrung zum
überleben aller Wesen bereitstellt, die sie bewohnen. Wenn wir unsere gegenwärtige
Beziehung mit der Mutter betrachten, so gibt es Gemeinsamkeiten mit der Beziehung
zu unserer leiblichen Mutter. Es gibt Zeiten in denen wir aneinander geraten, Zeiten in
denen wir sie ignorieren und Zeiten in denen wir Dinge tun, von denen wir wissen, dass
sie sie aufregen werden. Trotz alledem sind wir durch unsere leibliche und die göttliche
Mutter unwidersprechlich mit der Quelle unseres Lebens verbunden. Im Hinduismus hat
die Götting viele Formen in denen sie wiedergeboren wurde. Die Verkörperung der
Göttin ist die Verbindung zwischen der Rolle der Mutter und der göttlichen weiblichen
Kraft oder Bhakti.

Die Liebe einer Mutter ist bedingungslos. Obwohl sie weiß das wir sie allein durch
unsere Existenz verletzen werden, wird sie uns von ganzem Herzen nähren und und
unterstützen. Jedes Jahr werde tausende Wälder gerodet, Meere, Flüsse und Seen
verschmutzt und riesige Löcher in sie hineingegraben. Aber es ist nicht nur die Erde die
ausgenutzt wird, auch ihre nicht menschlichen Bewohner. So ist es zum Beispiel nötig
Milchkühe unter Zwang zu befruchten und ihnen ihre späteren Kälber wegzunehmen, um
dem menschlichen Konsum von Milchprodukten gerecht zu werden. Diese Kühe werden
dann später wieder künstlich befruchtet damit sie kontinuierliche Milch geben. Die so
entstehende Milch, die eigentlich für ihre Kälber gedacht war, wird von uns Menschen
gestohlen und aus wirtschaftlichen Beweggründen an andere Menschen verkauft. Die
Ausnutzung die in der der Milchindustrie geschieht, fußt auf dem Glauben, dass die
Erde und ihre nichtmenschlichen Bewohner Gebrauchsgegenstände und Ware sind und
keine göttlichen Wesen. Sie werden nach ihrem monetären Wert bewertet und nicht
nach ihrer Verbindung mit der Kraft die durch jeden einzelnen von uns fließt. Wir können
uns meist darauf einigen das das Leben heilig ist, trotzdem neigen einige von uns dazu
bestimmte Lebensformen über andere zu stellen, meist menschliches Leben über
nichtmenschliches Leben.
Um dieses Gefühl der Eigentümerschaft gegenüber der göttlichen Mutter zu verändern
und zurück in Einklang mit unserem wahren schöpferischen Aspekt zu kommen, ist es
nötig alle Aspekte der Mutter anzuerkennen und zu ehren, egal welche Form sie dabei
annimmt, menschlich oder nichtmenschliches Tier, Pflanze oder Geist. Der Yogi strebt
nach einer für alle vorteilsbringenden Beziehung mit allem was existiert, mit allem, dass
die Erfahrungen des Lebens auf dieser Erde teil und mit dem gesamten Universum. Die
Kraft der Mutter zu Ehren und zu Respektieren und sie als lebendiges Wesen zu sehen,
als eine Göttin, bedeutet weg von Trennung und hin zur Einheit mit dem Ursprung
unserer Schöpfung zu gehen. Jai Ma!

Original im Englischen: Doug Whittaker
Jivamukti Yoga Sydney

Übersetzung ins Deutsche: Moritz Ulrich
Peace Yoga Berlin – Jivamukti Yoga School